Es gibt sie noch: Interviews mit Bischöfen, die mein Interesse wecken. So geschehen an Ostern. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler warb dafür, »Kirche neu zu wagen«. Zum Wie sagte er: »Kirche muss sich im Jetzt unserer Zeit bewähren. Dazu braucht es die Mühe um eine verständliche Sprache. Abgedroschene oder frömmelnde Floskeln öden die Leute an. Eine große Chance liegt in der Predigt. Sie muss nicht rhetorisch perfekt sein, aber etwas Lebendiges vermitteln, das zu Herzen gehen kann.«

Etwas Lebendiges vermitteln: Hier in St. Michael legen wir großen Wert auf die Predigt. Nicht jede gelingt. (Nicht einmal einem Pater Keller!) Ein Prediger spürt meistens schon während der Predigt, ob er »gelandet« ist oder nicht. Natürlich hat jeder Jesuit seine eigene Sprache. Die kann man mögen oder nicht. Aber alle von uns bemühen sich. »Fertigkost«, religiöses Instant, gibt es nicht. Die Gefahr bzw. die Versuchung liegt darin, in sich richtige theologische oder fromme Versatzstücke zu verwenden, die immer passen. Aber oft nicht die Herzen erreichen.

Echtheit ist gefragt, Authentizität. Eben keine abgedroschenen Phrasen oder fromme Floskeln. Davor warnt auch der Politikberater Erik Flügge, den der »Jargon der Betroffenheit« aufregt. Er befürchtet, dass die Kirche an ihrer Sprache »verreckt«. Keiner soll sich selber verkündigen. Denn eine Predigt ist keine Show. Aber Zuhörer müssen sich angesprochen fühlen.

Im Kopf und im Herzen. Das ist immer ein Spagat für den Prediger: Das Mühen um eine lebendige Sprache – auch die Körpersprache – gehört dazu. Mir tun Rückmeldungen gut, auch weniger schmeichelhafte.

Davon lässt sich lernen.

Dieser Text wurde im Monatsanzeiger Mai 2018 der Jesuitenkirche St. Michael in München veröffentlicht.