Beim Aufstehen am 30. Mai weiß ich: Vierundzwanzig Stunden später sitze ich bereits im Flieger, irgendwo über dem Mittelmeer, zwischen Tel Aviv und Zypern vielleicht. Wer um sechs Uhr früh abfliegt, muss spätestens um drei am Ben Gurion Airport sein. Hier in Jerusalem geht es dann um 2 Uhr los.

So schnell geht es – von einer Welt zurück in eine andere, die alte, bekannte, gewohnte, vertraute Welt. Wer kommt da zurück?

Auf dem Weg zu den Borromäerinnen im St. Charles Hospice, wo ich oft Messe feierte, höre ich vor meiner letzten Messe Johann Sebastian Bach: »Fürchte dich nicht, ich bin bei dir« (BWV 228). Das tröstet. Ein Satz aus Jesaja (41,10).

92 Tage in Israel, wie schon 1984 auch diesmal drei Monate. Wie schnell die Zeit vergeht! Pathetisch gesprochen, mit dem Psalmisten – die Sehnsucht aus dem babylonischen Exil zusammenfassend: »Wenn ich dich je vergesse, o Jerusalem« (Ps 137, 5: Im eshkachech Yerushalayim tiskach yemini)!

Heute letzte Besorgungen: die SIM-Karte wieder austauschen, noch einmal in den Mahane Yehuda Market, in die Altstadt, um in den Suq einzutauchen (die vielen Farben, die vielen Gerüche!), in die Grabeskirche – vielleicht noch einmal zur Dormitio? Gestern Abend im American Colony Hotel, im wunderschönen Garten, märchenhaft, mit einem Mitbruder, einem Franzosen. Heute noch einmal, allerletzte Gelegenheit: mit einem Mexikaner.

Jerusalem (7)

Abschiednehmen fällt nie leicht, loslassen, erinnern. Ich hielte es schon noch einige Zeit hier aus. Aber es muss sein … Und ich werde ja erwartet, in München.

Jerusalem (5)
Jerusalem (8)