In einem Vortrag erzählte er: Groß geworden einem katholischen Elternhaus, sei die Bibel damals noch ein »verbotenes Buch« gewesen. Sie durfte nur unter kirchlicher Aufsicht gelesen werden, die Erlaubnis mussten sich Erwachsene im Beichtstuhl holen. Jesusgeschichten faszinierten Wilhelm Bruners von klein auf. Studiert hat er, in Bonn u.a. bei Joseph Ratzinger, in einer Zeit, als die Bibel oft nur als »Steinbruch« für dogmatische oder ethische Begründungen gebraucht bzw. missbraucht wurde.
Biblische Texte wurden für ihn zu »Unruhestiftern«. In biblischen Landschaften fand er selber neu zum Glauben und erschloss ihn, bei seinen Exkursionen, unzähligen Menschen: Texte wurden dabei plastisch und lebendig. Alles wird Sprache bei Wilhelm Bruners. Selbst Pointen sind Meisterstücke.
Vielen haben seine Gedichte, seine Bücher, seine Essays, seine Reflexionen geholfen. Sie schätzen diesen Grenzgänger, der ein Botschafter im Dienste Jesu geworden und lebenslang geblieben ist: »Die Bibel löst nicht unsere Lebensfragen, aber sie hilft uns, sie umso mutiger zu stellen.«
Ad multos annos!
Veröffentlicht in DIE FURCHE vom 04.06.2020