Zum ersten Mal war ich 1988 dort: bei der von dem Menschenrechtsaktivisten Igor Man einmal »UNO von Trastevere« genannten Gemeinschaft. Im Schicksalsjahr 1968 wurde sie gegründet. Heute ist sie weltweit präsent – und fasziniert durch ihre Menschlichkeit.

Arme, Ausgegrenzte, sozial Benachteiligte, Flüchtlinge, Migranten, Alte sind dort keine »Objekte« der Zuwendung. Sie werden zu Freunden – Gebet und Liturgie drängen dazu.

Das Friedensgebet von Assisi 1986 kam auf Initiative von Sant’Egidio zustande. Seit Jahrzehnten schafft es die Gemeinschaft, verfeindete Parteien an den Verhandlungstisch zu bekommen und Frieden zu stiften, wo andere Parteien gescheitert sind.

Der Kirchengeschichtsprofessor Andrea Riccardi, langjähriger Präsident von Sant’Egido, der zu den Gründern der Gemeinschaft gehört, schaut im Gespräch mit Massimo Nano auf fünfzig Jahre zurück. Kein Zweifel: Mit »denen aus Sant’Egidio« muss man auch künftig rechnen.  Wie wenige andere sind die Mitglieder der Gemeinschaft Boschafter einer Kirche, die sich als »Feldlazarett« versteht, einer Kirche, die an die Peripherie geht – und tut!

Veröffentlicht in DIE FURCHE vom 09.07.2020