Worte von Kardinal Reinhard Marx am 24. Juli 2020 in einem Gedenkgottesdienst für Kardinal Julius Döpfner, den 1976 verstorbenen Erzbischof von München und Freising, zu der mit 29. Juni 2020 datierten Instruktion »Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche« der römischen Kongregation für den Klerus.

Auch andere deutsche Bischöfe waren deutlich: »Umkehr zur Klerikalisierung« (Franz-Josef Bode, Osnabrück), »Eingriff in meine bischöfliche Hirtensorge« (Peter Kohlgraf, Mainz), »theologisch defizitär« (Ludwig Schick, Bamberg). Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart) betonte: »Das Rottenburger Modell steht nicht zur Diskussion.« Ähnliche Töne aus Freiburg und aus Essen (»befremdet mich sehr«). Wohingegen der neue Augsburger Bischof meinte, er könne mit dem Text »gut leben«. Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) lobte es ausdrücklich und findet es wegweisend.

Aber welchen Weg weist es? In den Augen von Erzbischof Schick bringt das 36 Seiten starke Schreiben mit 183 Fußnoten »mehr Schaden als Nutzen«, Bischof Bode sieht darin eine »starke Bremse der Motivation und Wertschätzung der Dienste der Laien«, für ZdK-Präsident Thomas Sternberg ist es Ausdruck von »abenteuerlicher Realitätsferne«.

Gilt mein Editorial vom Februar 2016 noch: »Synodale Kirche«? Ich glaube ja.  Theoretisch. Befürworter der Instruktion werden darauf verweisen: »Der Heilige Vater hat das vorliegende Dokument der Kongregation  für den Klerus am 27. Juni 2020 approbiert.« Aber was bedeutet das? Hat er realisiert, schwante ihm, was es auslösen kann und muss? Erst recht dort, wo Kirche ohne »Laien« gar nicht mehr machbar ist? Weil eine reine »Klerikerkirche« längst passé ist? Ist der »Abschied von der Ständekirche«, Peter Neuners »Plädoyer für eine Theologie des Gottesvolkes« (2015), abgeblasen?

Noch einmal Kardinal Marx: »Es ist schon etwas merkwürdig, wenn ein Dokument von Rom kommt, ohne dass jemals mit uns darüber gesprochen wurde ‒ ist das ein Miteinander von Universal- und Teilkirche, wie man sich das wünscht? Eigentlich nicht.« Hoffentlich sagt er das Franziskus bald selbst, wenn der Kardinalsrat (K6) wieder zusammentritt.