Einen »Welttag der Großeltern und älteren Menschen« bzw. einen Oma-Opa-Tag hat Papst Franziskus eingeführt – mit einer fünfzehn Minuten dauernden Videobotschaft, deren Inhalt auch schriftlich nachzulesen ist. Zum ersten Mal wird der Gedenktag am 25. Juli 2021 begangen.

»Unsere Berufung im Alter: Wurzeln bewahren, Glauben weitergeben, sich der Kleinen annehmen«

Ausgehend von den schwierigen, belastenden Erfahrungen während der Corona-Pandemie erinnert Franziskus an die Verheißung Jesu an seine Jünger: »Ich bin alle Tage mit dir« (Mt 28,20b). Oder, mit seinen eigenen Worten: »Die ganze Kirche ist euch nahe. Oder sagen wir besser: sie ist uns nahe. Du bist ihr nicht gleichgültig, sie liebt dich und möchte dich nicht allein lassen!« Er wünscht sich, dass auch jetzt, unter Corona-Bedingungen, älteren Menschen diese Erfahrung machen können, weil ihnen »Engel« begegnen, d. h. Menschen, die sie daran erinnern.

Franziskus lebt im Bewusstsein, dass er selbst alt ist. Er vollendet kurz vor Weihnachten 2021 sein 85. Lebensjahr und unterliegt keinem Jugendwahn. Eine Darm-Operation im Juli alarmierte die einen,die Schlimmstes befürchteten. Andere machten sich erneut bewusst: Ja, wir haben einen Papst im fortgeschrittenen Alter. Jeder Tag kann sein letzter sein!

Aber Franziskus wäre nicht Franziskus, wenn er nicht auch die eigene Lebenssituation in den Blick nähme. Er bekräftigt, »dass es unsere Berufung ist, unsere Wurzeln zu bewahren, den Glauben an die Jungen weiterzugeben und sich um die Kleinen zu kümmern. Hört gut zu: Was ist unsere Berufung, jetzt, in unserem Alter? Die Wurzeln bewahren, den Glauben an die Jungen weitergeben und sich der Kleinen annehmen. Vergesst das nicht.«

Das ist seine Botschaft! Eine Werbebotschaft. Für ihn gibt es »kein Pensionsalter für die Aufgabe der Verkündigung des Evangeliums oder der Weitergabe von Traditionen an die Enkel. Es ist notwendig, sich auf den Weg zu machen und vor allem aus sich herauszugehen, um etwas Neues anzufangen.«

»Drei Pfeiler: Träume, Erinnerung und Gebet«

Auch wenn alte Menschen oft zum alten Eisen gerechnet werden. Franziskus entdeckt Chancen und Aufgaben im Alter und erinnert deswegen an ein Prophetenwort: »Eine Verheißung des Propheten Joel lautete: ›Eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen‹ (Joël 3,1). Die Zukunft der Welt liegt in diesem Bund zwischen Jung und Alt. Wer, wenn nicht die Jungen, kann die Träume der Älteren aufnehmen und weitertragen? Aber dafür ist es notwendig, weiter zu träumen: In unseren Träumen von Gerechtigkeit, von Frieden, von Solidarität liegt die Möglichkeit, dass unsere jungen Menschen neue Visionen haben und wir gemeinsam die Zukunft aufbauen können.«

Das klingt wie eine Einladung zu einem Generationenpakt. Die einen profitieren von den Erfahrungen der anderen.

Das Träumen verknüpft Franziskus mit dem Erinnern – und erwähnt dabei die Shoah-Überlebende Edith Bruck: »Leben bedeutet für mich Erinnerung.« Franziskus ist der erste lateinamerikanische Papst mit italienischem Mitgrationshintergrund. Er erinnert daran, dass seine eigenen Großeltern Emigranten waren. Diese Tatsache verbindet er mit den Schicksalen deren, die heute unterwegs sind, auf der Suche nach einem neuen, besseren Leben: »Diese Erinnerung kann dazu beitragen, eine menschlichere, gastlichere Welt zu schaffen. Aber ohne Erinnerung kann man nichts aufbauen; ohne Fundamente kann man kein Haus bauen. Niemals. Und das Fundament des Lebens ist die Erinnerung.«

Zuletzt nimmt er ein Wort seines Vorgängers Benedikt XVI. auf (»ein heiligmäßiger Greis«): »Das Gebet der alten Menschen kann die Welt schützen und ihr vielleicht entscheidender helfen als die rastlosen Anstrengungen vieler Menschen.« Es fiel bei einem Besuch in einem Seniorenheim, Mitte November 2012, wenige Wochen vor der überraschenden Ankündigung Benedikts, freiwillig auf das Papstamt zu verzichten und zurückzutreten. Für Franziskus ist das Gebet »ein sehr kostbares Gut: es ist eine Lunge, welche die Kirche und die Welt dringend brauchen«, wie er es auch in seinem Apostolisches Schreiben »Evangelii gaudium« im November 2013 (vgl. EG 262) geschrieben hat.

Großeltern als Bindeglied zwischen den Generationen

Ein alter Mensch tröstet alte Menschen. Und traut und mutet ihnen einiges zu. Dass die Glaubensweitergabe oft über Omas und Opas erfolgt, weil die Eltern, aus welchen Gründen auch immer, ausfallen, ist nur ein Aspekt dieses Gedenktages. Alte mögen als »alte Eisen« gelten. Nutzlos sind betagte Menschen gerade nicht, auch wenn sie mit Einschränkungen leben und fertig werden müssen. Wurzeln bewahren, Glauben, Lebenswissen weitergeben, dasein für die Jüngeren und ganz Jungen: Das ist eine Aufgabe!