Bringt es noch etwas? Ist die Beteiligung echt (gemeint), wirklich und – auch wirksam? Egal wo: Weltweit sind Katholiken aufgerufen, sich aktiv einzubringen. Kirche geht alle an. Nicht nur Bischöfe und andere Hierarchen. Aber Synodalität ist ein Lernprozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Wenn eine andere Debatten- und Streitkultur werden und wachsen soll.

»Wir sind ganz Ohr«

In Basel hat Bischof Felix Gmür am 15. September 2021 damit begonnen – und das Foto drückt es aus: Es beginnt mit dem (Hin-)Hören. Eine eigene Website wirbt dafür: »Wir sind ganz Ohr«. Pfarreien, Kirchgemeinden, Landeskirchen sowie Organisationen, Gremien und Glaubensgemeinschaften sind eingeladen, als »Botschafter für den synodalen Prozess zu werben und Gesprächsmöglichkeiten zu organisieren«.

Für den Bischof von Basel ist der zweijährige synodale Prozess, der im Oktober 2023 in die Weltbischofssynode in Rom mündet, »eine einzigartige Chance, sich in den weltweiten synodalen Diskurs der Kirchenentwicklung einzubringen«.

»Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe, Sendung«

Das vatikanische Vorbereitungsdokument steht seit 7. September 2021 online. In einer übersichtlichen Graphik sind die verschiedenen Etappen anschaulich dargestellt: Was zwischen September 2021 und Oktober 2023 auf diözesaner, regionaler und kontinentaler Ebene geschehen soll. Am 9. Oktober 2021 wird es im Vatikan eine Eröffnungsfeier geben, in den Diözesen weltweit am Tag danach. im September 2022 soll ein erstes Arbeitsdokument (»Instrumentum Laboris«) vorliegen, im Juni 2023.

Der Reichtum vieler unterschiedlicher Erfahrungen soll einfließen. Viel Herzblut, viel Beratung kommt dabei zur Geltung. Und wird es.

Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner hält den von Papst Franziskus konsequent betriebene synodalen Prozess für ein irreversibles »Megaprojekt«,  mit dem Franziskus  »in die Geschichte eingehen« werde.

Kein Slogan, keine Mode – sondern das Wesen der Kirche: Synodalität

Papst Franziskus selbst hat die Eröffnung des neuen Diözesanjahres für die Stadt Rom am 18. September 2021 genutzt, um in der Aula Paolo VI in einer langen, engagierten Rede (Videoaufzeichnung: hier) bei den Gläubigen für den synodalen Prozess der Kirche zu werben: »Das Thema Synodalität ist kein Kapitel in einem Traktat über Ekklesiologie, und schon gar nicht eine Modeerscheinung, ein Slogan oder ein neuer Begriff, den wir bei unseren Treffen verwenden oder ausnutzen. Nein! Die Synodalität drückt das Wesen der Kirche aus, ihre Form, ihren Stil, ihren Auftrag. Und so sprechen wir von der synodalen Kirche, wobei wir jedoch vermeiden, dies als einen Titel unter anderen zu betrachten, als eine Denkweise mit Alternativen«.

Franziskus ist sich der Widerstände bewusst, die dagegen vorgebracht werden. Offen oder andeutungsweise. Ist es manchmal nichts anderes als eine oberflächliche intellektuelle Schwarz-Weiß-Malerei, klerikales Fingerhakeln, Machtspiele? Der Papst setzt auf die »Dynamik des gegenseitigen Zuhörens«. Das ist ein Weg, ein Prozess, weniger ein feststehendes Konzept, über das dann, wie in einem Parlament, abgestimmt wird, nachdem im Vorfeld Lobbyismus betrieben worden ist.

Viele wollen oder können diesen Ansatz, den Franziskus de facto seit seinem Amtsantritt konsequent und auf verschiedenen Ebenen praktiziert und fördert, nicht verstehen. Kein Wunder, dass wenige Meter neben seinem Pult ein großes Bild stand, das ihm viel bedeutet und dessen Original in St. Peter am Perlach in Augsburg zu sehen ist: Maria Knotenlöserin.