Es ist mittlerweile eine Tradition: Bei seinen Auslandsreisen trifft Papst Franziskus jeweils Mitbrüder aus dem Jesuitenorden. Dabei geht es weniger förmlich zu als bei offiziellen Terminen.
Dadurch, dass Antonio Spadaro SJ diese Begegnungen veröffentlicht, sind die Gespräche allerdings nicht mehr rein privater Natur – und man erfährt allerlei, was der Bischof von Rom sonst nicht so direkt (und ungeschützt und damit angreifbar) von sich gibt. Ob das gut ist oder nicht, ist eine andere Frage.
»Heidnisches Denken«: »Es war schon immer so«
Einfach auf den Punkt gebracht: »Tradition ist das Leben derer, die vor uns gegangen sind – und das geht weiter. Traditionalismus ist ihr totes Gedächtnis«, erklärte er seinen Mitbrüdern bei einer Begegnung in Ottawa, die in der neuesten Ausgabe der italienischen Jesuitenzeitschrift »La Civiltà Cattolica« (No. 4131/4132) veröffentlichte wurde.
Parolen wie «Gestern wurde es so gemacht« oder »Das wurde schon immer so gemacht« bezeichnete er dabei als »heidnisches Denken«.
Wer es verstehen wollte, wusste: Dabei geht es auch um die Alte Messe. Am 29. Juni 2022 hatte Franziskus mit dem Apostolischen Schreiben »Desiderio desideravi« über die liturgische Bildung des Volkes Gottes klargestellt, dass es keine Rückkehr zum Messritus vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils geben kann. Sein Vorgänger, Benedikt XVI., hatte das anders gesehen.
Wenn der Papst spricht – spricht er »im Namen der Kirche«
Klar machte Franziskus auch, dass er, wenn er spricht, immer im Namen der Kirche spricht, außer wenn er ausdrücklich betont, dass er eine private Meinung oder Einschätzung wiedergibt: »Ich spreche weder in meinem eigenen Namen noch im Namen einer Ideologie oder einer Partei. Ich bin ein Bischof und spreche im Namen der Kirche«.
Diese Bemerkung gilt nicht nur für eine Entschuldigungsbitte an die indigene Bevölkerung Kanadas. Sie trifft auch ganz allgemein zu.
Immer wieder meinen Kardinäle, Bischöfe und andere Stimmen im Nachgang mancher Papst-Äußerungen, der Papst plaudere nur beliebig daher. Franziskus wirft keine Nebelkerzen: »Ich spreche im Namen der Kirche, auch wenn ich es nicht ausdrücklich sage, denn es ist offensichtlich, dass ich es tue«. Und warum? Darum: »Im Gegenteil, ich würde sagen: Ich muss deutlich machen, dass es meine persönliche Meinung ist, wenn ich nicht im Namen der Kirche spreche«.
Alles klar? Ich höre schon Stimmen, die mir erklären wollen, welcher Unsinn das sei.