Auch das gab es: Juden, die von Katholiken versteckt wurden. Wie Charlotte Knobloch auf einem Bauernhof in Mittelfranken. Dort von Kreszentia Hummel, einer ehemaligen Hausangestellten ihres Onkels, als uneheliche Tochter ausgegeben. Sonst hätte sie den Krieg und die Vernichtungsmaschinerie der Nazis vielleicht nicht überlebt – ihre Großmutter, bei der sie nach der Scheidung ihrer Eltern aufgewachsen war, kam im KZ Theresienstadt um.
Nie habe ich Charlotte Knobloch anders erlebt als elegant gekleidet, liebenswürdig (und resolut) auftretend, Wegeisendes sagend. Am 9. November ist sie meistens beim Gedenkstein beim Oberpollinger, Ecke Herzog-Max- und Maxburgstraße anzutreffen, wo einst die Hauptsynagoge stand, die im Juni 1938 abgerissen wurde. Wer ins »Einstein« im Jüdischen Gemeindezentrum auf dem Jakobsplatz neben der neuen Hauptsynagoge, ihrem Lebenstraum, essen geht, kann ihr begegnen. »Ohel Jakob (Zelt Jakobs)«: ein Stück Jerusalem mitten in München, einstens »Hauptstadt der Bewegung«.
Von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, amtiert Charlotte Knobloch seit 1985 als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, 2021 erst wurde sie wiedergewählt. Auch auf dem internationalen Parkett war und ist sie tätig. Am 29. Oktober 2022 vollendet sie ihr 90. Lebensjahr. Ihre Impulse, Ihre Wortmeldungen und Warnungen sind wegweisend.
Was ich bedauere: Dass sie strikt gegen die »Stolpersteine« ist.