Von 2. bis 6. August hält sich Papst Franziskus in Portugal auf: 38. Weltjugendtag in Lissabon. Er wird dabei (am 5. August) auch einen kurzen Abstecher nach Fatima machen.

Zum vierten Mal: 2013 – 2016 – 2019 – und 2023

Es ist sein vierter Weltjugendtag nach 2013 (Rio de Janeiro), 2016 (Krakau/Polen) und 2019 (Panama). Vor wenigen Wochen war noch darüber spekuliert worden, ob Franziskus nach seiner Darm-OP überhaupt anreisen kann. Der Hauptorganisator, Weihbischof Américo Aguiar, stellte klar, der Weltjugendtag werde ausfallen, wenn Franziskus nicht teilnehmen könne. Es gebe keinen Plan B, allenfalls einen Plan F. Der 49-jährige designierte Kardinal betonte unlängst, der WJT sei »kein katholisches Woodstock«, das Wichtigste sei, dass die jungen Menschen als bessere Menschen nach Hause zurück kämen.

Der 86-jährige Papst kommt also. Rio de Janeiro im Juli 2013 war seine erste Auslandsreise. Alle waren damals im Papst-Fieber, ganz abgesehen davon, dass es seine erste Reise nach Lateinamerika nach seiner Wahl (März 2013) war. Er begeisterte. Viele. »Hängengeblieben« ist eine Aufforderung an Jugendliche, die aus seiner Heimat Argentinien angereist waren. Ihnen hat Franziskus damals zugerufen: »Macht Krach!« (»¡Hagan lío!«) Aus dem Mund eines Papstes klang das ungewöhnlich oder mindestens gewöhnungsbedürftig – und es wurde auch bald als »Copacabana-Theologie« denunziert. Ausbuchstabiert bedeutete es, für die Jugendlichen dort und alle, die die Aufforderung auf sich beziehen wollen: Macht Euch bemerkbar! Findet Euch nicht ab! Mischt Euch ein! Stiftet Unruhe! Wirbelt durcheinander!

Ein anderes Wort fiel auf der Fliegenden Pressekonferenz auf dem Rückflug: Wer bin ich, dass ich richte und urteile? Wörtlich: »Wenn einer Gay ist und den Herrn sucht und guten Willen hat – wer bin dann ich, ihn zu verurteilen?« In einem Interview, das Andrea Tornielli mit ihm aus Anlass des Außerordentlichen Jahres der Barmherzigkeit 2015/16 führte, erklärte Franziskus später (Gottes Name ist Barmherzigkeit. München: Kösel 2016, S. 84): Wenn ein Mensch schwul oder lesbisch ist und guten Willens ist und den Herrn sucht, wer bin ich, ihn verurteilen zu wollen? (. . .) Der Mensch wird ja nicht nur durch seine Sexualität definiert: Vergessen wir nicht, dass wir alle von Gott geliebte Geschöpfe sind, denen er seine unendliche Liebe zuteil werden lässt.«

Das im Frühjahr 2021 ergangene Verbot der Glaubenskongregation für Segensfeiern von gleichgeschlechtlich Lebenden und Liebenden steht im Kontrast zu dieser und ähnlichen Aussagen.

Jugendliche als Propheten: Protagonisten des Lebens

»Die Mission der Jugendlichen ist es, Propheten zu sein, und um Propheten zu sein, müssen sie sich draußen auf der Straße ›die Füße schmutzig machen‹, müssen sich unter die anderen sinnsuchenden Jugendlichen mischen und ihnen helfen, müssen zu Überbringern der Hoffnung und der Diskontinuität in Hinblick auf die Erwachsenen werden. Sie werden zusammenfinden, sich vereinen, sich gegenseitig respektieren und ein klares Ziel haben: eben ihre Mission. Missionare – im weiteren Sinn des Wortes – zu sein, ermöglicht es, die Welt mit neuen Augen zu sehen, nicht mehr als Touristen des Lebens, sondern als dessen Protagonisten«: So Papst Franziskus 2018 (Papst Franziskus, Gott ist jung. Ein Gespräch mit Thomas Leoncini. Freiburg: Herder 2018, S. 90).

Es ist schon erstaunlich, wie wach, wie interessiert, wie neugierig Papst Franziskus, der 86-jährige, immer noch ist. Die Jugend – das ist die Zukunft, auch die Zukunft der Kirche. Welche Botschaften er diesmal mitbringt? Am 4. August wird er auf dem »Praça do Império« (Reichsplatz) für 45 Minuten als Beichtvater zur Verfügung stehen.

Nächste Station: Mongolei

Die nächste Reise führt Papst Franziskus vom 31. August bis 4. September in die Mongolei – das ist Peripherie. Im Moment wird offenbar sondiert, ob er auf dem Hin- oder auf dem Rückflug den russich-orthodoxen Patriarchen Kyril I. treffen könnte, auf dem Flughafen, wie er das bereits 2015 in Havanna (Kuba) auf dem Weg in die USA gemacht hat, als die beiden Kirchenoberhäupter eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet haben.