Er gehört mittlerweile zu den »alten Hasen«: Seit 1995 Erzbischof von Wien, gibt es nur mehr neun konklaveberechtigte Kardinäle aus der Amtszeit von Papst Johannes Paul II. Christoph Schönborn (* 1945, aufgewachsen in Vorarlberg) wurde 1998 kreiert. 2016 durfte er das Nachsynodale Schreiben »Amoris laetitia« offiziell präsentieren.

Schönborn gehört dem Synodenrat in Rom an. Von seiner langjährigen Erfahrung wird auf der Weltbischofssynode 2023/24 profitieren. Dem ORF gab er ein ausführliches Interview (hier downloaden).

Synodalität – und synodale Kirche

Schönborn im O-Ton: »Es geht um ein Suchen, darum, dass wir nicht bereits alles wissen, sondern dass wir zuerst einmal bei dem suchen, der uns den Weg weisen kann. Kurz gesagt: Synodalität ist ein ›Transzendenz-orientiertes Wort‹ und gleichzeitig ein ganz stark in die Horizontale reichendes Wort. Also Vertikalität und Horizontalität sind darin sehr verbunden. (…)  Wir fragen dabei nicht, was der effizienteste Weg ist, sondern ›Was ist Dein Weg?‹ Es heißt schließlich ›Dein Wille geschehe‹. Und das Letzte ist das Pluralwort ›Wege‹. Das ist nicht beliebig, sondern das ist die Erfahrung, dass es viele Wege gibt und dass es darauf ankommt, herauszufinden, welche Wege es sind, die dem Willen Gottes entsprechen. Diese Elemente gehören meines Erachtens wesentlich zur Synodalität. Die Schwierigkeit dabei ist, die beiden Elemente – dass Vertikale und Horizontale – in eine operable und auch wirklich praxisorientierte Verbindung zu bringen.«

Zum Synodalen Weg in Deutschland

Mehrfach hat sich Schönborn kritisch zum Synodalen Weg in Deutschland geäußert. Diesmal eine ausgestreckte Hand: »Grenzziehungen sind von Rom vorgenommen worden, aber sie sind nicht mit Sanktionen verbunden worden, sondern sie sind in der Offenheit einer Debatte eingebracht worden. Wie weit man auch im deutschen Synodalen Weg bereit ist, auch diese anderen Stimmen zu hören und auf sie einzugehen, das wird sich weisen. Wenn es ein dialogisches, synodale Geschehen sein soll, dann wird es notwendig sein, auch auf die anderen zu hören.«

Mehr hinhören und genauer hinschauen

Mit einer Delegation österreichischer Journalistinnen und Journalisten war er Anfang Juli im Vatikan (Link zum Bericht von Doris Helmberger-Fleckl von der FURCHE hier – ein Probo-Abo lohnt!). Aus diesem Anlass ließ er sich auch von der ORF-Korrespondentin Cornelia Vospernik befragen: ein starkes, sympathisches und spirituelles Interview (hier downloaden).

Das Anliegen, eine synodale Kultur in der Kirche zu etablieren, setzt für ihn voraus, mehr und intensiver und echter hinzuhören und hinzuschauen. Der Papsterklärer Christoph Schönborn ist eine wichtige Stimme in der Weltkirche – und unter den Kardinälen. Altersweisheit hin oder her: Er macht manches geschickter als so manche Kollegen!