. . . beruft er sich auf das Dauerprojekt Kurienreform. Der Vatikan steht in der Kreide und hat 2023 ein Haushaltsdefizit von über 80 Millionen eingefahren.
In einem mit 16. September 2024 datierten, am 20. September veröffentlichten Brief an seine »Brüder Kardinäle«, der umgehend als »dramatischer Sparappell« kommentiert wurde, berief sich Franziskus auf die Debatten im Vorkonklave vom März 2013, bei welchem das Kardinalskollegium eine Wirtschaftsreform des Heiligen Stuhls angemahnt hatte.
Rekurs auf März 2013: eine Wirtschaftsreform des Hl. Stuhls muss her
Lang ist der Brief nicht. Aber eindringlich. Der Papst erinnert daran, dass mit der am Pfingstsonntag 2022 in Kraft getretenen Apostolischen Konstitution »Praedicate Evangelium« der Rahmen geschaffen wurde, mit der »Leitprinzipien und Ziele« der Organisation des Heiligen Stuhls festgelegt sind.
»Ecclesia semper reformanda: Das war der Geist, der die Reform beseelte, um sicherzustellen, dass die Römische Kurie den Nachfolger Petri bei der Ausübung seines höchsten Hirtenamtes zum Wohl und zum Dienst der Gesamtkirche und der Teilkirchen unterstützt«: Die Kurie, das hat Franziskus oft unterstrichen, soll nicht um sich selbst kreisen oder sich als Oberlehrerin der universalen Kirche aufführen. Sie soll immer mehr eine Dienstleistungseinrichtung werden – und den Teilkirchen als Servicestelle zuarbeiten.
Das Ziel: ein Null-Defizit
Diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren viel getan, wofür Franziskus auch dankt – nicht ohne den Hinweis auf eine permanente Versuchung, die jede Organisation kennt: »angesichts des Wandels unbeweglich und starr zu bleiben«. Die Zielvorgabe ist klar umschrieben: »Aus diesen Gründen müssen nun von allen weitere Anstrengungen unternommen werden, damit ein ›Null-Defizit‹ nicht nur ein theoretisches Ziel, sondern ein tatsächlich erreichbares Ziel ist. Die Reform hat den Grundstein für die Umsetzung einer ethischen Politik zur Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der vorhandenen Vermögenswerte gelegt. Damit einher geht die Notwendigkeit für jede Institution, sich um externe Ressourcen für ihren Auftrag zu bemühen und ein Beispiel für transparentes und verantwortungsvolles Management im Dienste der Kirche zu geben.«
Prioritäten setzen, Synergien fördern, Reformen mit Überzeugung, Loyalität und Großzügigkeit vorantreiben
Den Gürtel enger schnallen fällt niemandem leicht. Ein rigider Sparkurs kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen und nicht alten Vorstellungen nachhängen, die weder an Transparenz noch an Rechenschaft interessiert waren: »Auf der Seite der Kostensenkung müssen wir ein konkretes Beispiel geben, damit unser Dienst im Geiste der Wesentlichkeit ausgeführt wird, indem wir Überflüssiges vermeiden und unsere Prioritäten gut auswählen, indem wir die gegenseitige Zusammenarbeit und Synergien fördern. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir heute vor strategischen Entscheidungen stehen, die wir mit großer Verantwortung treffen müssen, denn wir sind aufgerufen, die Zukunft der Mission zu sichern.«
Auch der Vatikan muss Prioritäten setzen und sich dabei von Altem verabschieden. Das Ziel kann immer nur sein: die Botschaft Jesu in der heutigen Zeit präsent halten, dafür werben – also Evangelisierung. Das geht nur mit modernen Methoden und mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen. Mit einem päpstlichen Machtwort allein geht das nicht: »Abschließend möchte ich Sie bitten, diese Botschaft mit Mut und Dienstbereitschaft anzunehmen und die laufenden Reformen mit Überzeugung, Loyalität und Großzügigkeit zu unterstützen, indem Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung in den Reformprozess einbringen.«
Gelingen kann das also nur, wenn die Kurie mitzieht. Ob Worten Taten folgen, wird man beim nächsten Jahresabschluss sehen – ob das Defizit gesunken ist oder nicht.