»Hoffe« lautet der Titel der Autobiografie von Papst Franziskus, die im Januar 2025 erschienen ist. Zwei Stellen werden nun plötzlich brisant.

Zwei überaus aktuell gewordene Stellen in der Autobiografie

Die erste: »Immer wenn es einem Papst schlecht geht, weht ein Hauch von Konklave durch die Welt. Aber ich habe nicht einmal in den Tagen nach meinen Operationen ans Aufgeben gedacht. Natürlich besteht diese Möglichkeit immer. Ich habe schon kurz nach der Wahl dem Kardinalkämmerer einen Brief anvertraut, in dem ich meinen Rücktritt erkläre für den Fall, dass es dafür medizinische Gründe gibt. So wie es auch Paul VI. gemacht hat. Und wenn dies geschehen sollte, bleibe ich in Rom, als emeritierter Bischof« (S. 303 f.): Das war eine klare Ansage!

Züge einer testamentarischen Verfügung trägt die zweite Stelle (S. 254): »Was meinen Tod angeht, so habe ich dazu eine recht pragmatische Einstellung. Und dasselbe gilt für das Risiko von möglichen Attentaten. Wenn es so weit ist, dann werde ich nicht im Petersdom bestattet, sondern in Santa Maria Maggiore: Der Vatikan ist mein letzter Arbeitsplatz auf Erden, aber nicht der Wohnort für die Ewigkeit.« Ein letzter Seitenhieb auf die Kurie, die der Jesuit und Freigeist Franziskus als Zwangsjacke erlebte?

Ein folgenreicher Freitag

Es war am Valentinstag, 14. Februar. Umständehalber waren fünf Begegnungen mit internationalen Gästen vom Apostolischen Palast an seinen Wohnsitz im Gästehaus Santa Marta verlegt worden, darunter eine heikle Audienz für den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico. Doch dann war Schluss.

Der 88-jährige Papst musste wegen einer anhaltenden Bronchitis noch am Vormittag in die römische Gemelli-Klinik gebracht werden. Einige diagnostische Tests seien nötig, hieß es. Seit Wochen war ihm bei öffentlichen Terminen das Atmen und Sprechen schwergefallen. Mehrmals musste er wegen Atemnot Ansprachen von Mitarbeitern zu Ende lesen lassen. Seine verzerrte Stimme und ein deutlich angeschwollenes Gesicht ließen auf starke Medikamente schließen. Termine der kommenden Tage mussten abgesagt werden, darunter eine für den nächsten Tag geplante Jubiläumsaudienz für Pilger aus aller Welt, mehrere Heilig-Jahr-Veranstaltungen für Künstler und Kulturschaffende oder – eine weitere Premiere – der Besuch in den römischen Filmstudios der »Cinecittà«. Auf den Angelus am Sonntag musste er verzichten. Die Ärzte legten ein Veto ein.

Der Vatikan veröffentlichte abends erstmals medizinische Angaben über die akute Atemwegserkrankung, in der von einer »fiebrigen Bronchitis« die Rede war. Auch nach drei Tagen Klinikaufenthalt gab es aber keine Entwarnung. Bekannt wurde, dass es um Franziskus bei seiner Einlieferung »sehr ernst« gestanden habe. Eine detailliertere Diagnose ergab: »polymikrobielle Infektion der Atemwege« – eine durch Mikroben verursachte und deswegen nicht leicht in den Griff zu bekommende Erkrankung, die absolute Bettruhe erzwingt.

Vor seiner Einlieferung telefonierte der Pontifex jeden Abend mit dem Pfarrer der Gemeinde in Gaza, seinem argentinischen Landsmann Gabriel Romanelli und dessen Stellvertreter Yussuf Assad. Das ließ er sich auch vom Krankenhaus aus an den beiden ersten Tagen nicht nehmen und nahm seine Gewohnheit nach eintägiger Unterbrechung wieder auf. Am fünften Tag hieß es dann: »beidseitige Lungenentzündung«.

Die tägliche Anspannung in der Presse (»Sorge um den Papst«) war mit Händen greifbar. Einmal mehr wurde deutlich: Es kann jederzeit »soweit« sein. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni besuchte den kranken Papst am 19. Februar in der Klinik.

»Ich lebe noch«

Totgesagte leben bekanntlich länger. Wenige Minuten, nachdem vergangene Woche über die Agenturen die Meldung geschickt wurde, dass Franziskus in die Gemelli-Klinik eingeliefert werden musste, erhielt ich E-Mails und Anrufe, bis heute: Ob ich vor zwei Jahren abgelieferte, immer wieder aktualisierte Nachrufe auf den neuesten Stand bringen könne – sicherheitshalber. Ein komisches Gefühl!

Fast schon zur stehenden Redewendung wurde in den letzten Jahren ein Satz von Franziskus, den er öfters wiederholte, oft mit ironischem Unterton versehen: »Ich lebe noch.« Dass ihm manche den Tod wünschen, ist bekannt.

Ich wünsche mir, dass es noch dauert, bis es soweit ist. Aber klar ist: Eine beidseitige Lungentzündung nimmt einen 88-jährigen anders her als jemanden, der 20 Jahre jünger ist. Ob der Papst diese Krise übersteht? Und wie? Das ist im Moment die Frage. An ihn denken, für ihn beten – das können wir tun!