Ich verdanke Wolfgang Seibel viel: Expertise, Rat – und Freundschaft. Und werde ihn vermissen!
Gelesen habe ich seine Editorials bereits als Student, mindestens seit dem Wintersemester 1981/82, als ich zu studieren begann. Im Herbst 1987 bin ich ihm das erste Mal persönlich begegnet. Direkt vom Noviziat in Innsbruck wurde ich ins Schriftstellerhaus der deutschen Jesuiten in München-Nymphenburg geschickt. Aber nicht zu den »Stimmen der Zeit«, wo damals auch Herbert Schade SJ und Roman Bleistein SJ arbeiteten. Sondern für ein Praktikum bei der Zeitschrift »Geist und Leben« (Paul Imhof SJ), wo ich auch Friedrich Wulf SJ und Josef Sudbrack SJ kennenlernte. Der »starke Mann« im Alfred-Delp-Haus war unbestritten Wolfgang Seibel.
Als ich im Juni 2000 wieder nach München kam, diesmal zu den »Stimmen der Zeit«, hatte er die Verantwortung für die älteste noch erhaltene katholische Kulturzeitschrift bereits an Martin Maier SJ übergeben. Im September 2009 übernahm ich das Amt des Chefredakteurs – und konnte immer auf Wolfgang zählen. Auch nach meinem Ausscheiden mit 31. Dezember 2017 blieben wir einander eng verbunden.
»Stimmen der Zeit« und Wolfgang Seibel, der am frühen Morgen des 17. März 2024 verstorben ist, wurden immer in einem Atemzug genannt. Seit 1957 war er Mitglied der Redaktion, von 1966 bis 1998, unvorstellbare 32 Jahre lang, ihr Herausgeber und Chefredakteur. Vom Zweiten Vatikanischen Konzil berichtete er für die Katholische Nachrichtenagentur (kna), später auch von der Würzburger Synode (1971–1975). Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz gründete Seibel 1968 das Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp).
Zu seinem 95. Geburtstag würdigte ich ihn in der Münchner Kirchenzeitung (Nr. 18, 30. April 2023, S. 13).