Darf er das denn? Schickt sich so etwas? Zelebriert er seine Hinfälligkeit? Wahrscheinlich war es ganz einfach so: Massimiliano Strappetti, sein persönlicher Krankenpfleger, hat Papst Franziskus im Rollstuhl durch die Vatikanischen Gärten geschoben. Und der sagte spontan: Bitte noch kurz in den Petersdom für ein Gebet! Prompt hat jemand das Handy gezückt und den Papst gefilmt. So ein Video geht viral – und schon regnet es Kommentare. Solche und solche.

»Der Papst in Zivil«

Dass dieser Papst spontan ist und immer wieder und immer noch für Überraschungen sorgt, kann doch keinen verwundern. Als er sich am 10. April mit schwarzen Hosen, weißem Unterhemd, einem Poncho und mit Sauerstoff-Nasenbrille durch den Petersdom schieben ließ, hieß es schnell: »Der Papst in Zivil«. Und: Darf er das? So zeigt sich doch ein Papst nicht!

Der Auftritt sorgte für Aufsehen. Auch für Entrüstung. Und der Vatikan sah sich genötigt, über Pressesprecher Matteo Bruni eine Erklärung abzugeben. Denn auch das engste Umfeld wusste nichts von dem »Ausflug«. Nach seiner Entlassung nach 38 Tagen in der Gemelli-Klinik hatten die Ärzte dem Papst zwei Monate Schonfrist verschrieben.

Die Botschaft lautet: Ich bin noch da!

Schon am Sonntag, dem 6. April, bei der Jubiläumsmesse für Kranke, die Erzbischof Rino Fisichella auf dem Petersplatz zelebrierte, schaute Franziskus, dem Ärzte geraten hatten, große Massen zu meiden, kurz vorbei. In weißer Soutane.

Am 9. April, ihrem 20. Hochzeitstag, gab es den Blitzbesuch des britischen Königspaars Charles und Camilla, die über die spontan arrangierte kurze Privataudienz im Gästehaus Santa Marta hoch erfreut waren. Solche spontanen Aktionen hängen von der jeweiligen Tagesverfassung des Papstes ab.

Tags darauf ließ er sich nach Santa Maria Maggiore bringen, wo er still betete. Davon veröffentlichte der Vatikan ein Foto, das ihn von hinten zeigt. In weißer Soutane. Unverkennbar eine Reaktion auf die Bilder vom Vortag. Auch am Ende des Gottesdienstes am Palmsonntag, die der emeritierte argentinische Kurienkardinal Leonardo Sandri zelebriert hatte, überraschte Franziskus mit einem kurzen Besuch, ohne Sauerstoffkanülen, und wünschte eine gute Karwoche.

Franziskus muss sich anstrengen, wenn er spricht, auch wenn es nur kurz dauert. Ein gesundheitlich angeschlagener Papst: Darf er sich nicht zeigen? Die Botschaft ist klar: Es gibt mich noch! Mit mir ist zu rechnen! Auch jetzt! Wie das am Ostersonntag sein wird, beim Gottesdienst und dem Segen »Urbi et orbi«, bleibt abzuwarten.

Wundern kann man sich über Kommentare, die dem Papst meinen vorschreiben zu können, was er tun darf und was nicht, wo und wie und wann er sich in der Öffentlichkeit zeigen kann. Dass er sich vom Protokoll nicht einfangen lässt, weiß man doch längt! Und vielleicht fühlen sich alte, gebrechliche Menschen getröstet? Da meidet ein Papst die Öffentlichkeit nicht, obwohl er keine Fitness »ausstrahlt«, gebrechlich ist, nach Atem ringt, auf Hilfe angewiesen ist. Solche Bilder versteckt man gern.

Er lässt nicht locker . . .

Jeder öffentliche Auftritt dieses Papstes ist im Moment ein Politikum. Was er dabei flüstert, sagt, tut – ist ein Signal. Übersehen wir es nicht: Noch aus der Gemelli-Klinik heraus hat Franziskus verfügt, dass der synodale Prozess in die Verlängerung geht. In einer Generalversammlung sollen im Jahr 2028 Erfahrungen evaluiert werden: Was hat sich seit Oktober 2024 getan? Wie steht es mit der Implementierung einer synodalen Kultur auf Diözesanebene? Hat sich eine synodale Kultur etabliert? Auch hier ist das Signal eindeutig: Der beschrittene Weg geht weiter!