»Wir können nicht nicht synodal sein«: Abwehrreflexe ablegen!

  • 3. Synodalversammlung des Synodalen Weges

Es ist eine Sonderpublikation des Herder-Verlags, das Vorwort ist von der Präsidentin und dem Präsidenten des Synodalen Weges, Irme Stetter-Karp (Präsidentin des ZdK) und Bischof Georg Bätzing (DBK-Vorsitzender) unterschrieben: »Weltkirche im Aufbruch. Synodale Wege«. Abonnenten haben das Heft automatisch mit der September-Ausgabe der Herder Korrespondenz erhalten.

In der Presse wurde umgehend das äußerst informative Interview mit Kurienkardinal Mario Grech, dem Generalsekretär der Bischofssynode, zitiert, der den zweijährigen weltkirchlichen synodalen Prozess koordiniert, der im Oktober 2023 in eine Weltbischofssynode mündet. Die Signale aus aller Welt wertet Grech als »positiv«: »Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.«

Die Bischöfe wissen, was sie tun

Interesse weckte dieses Interview nicht nur, weil Grech das weltweite Procedere schildert. Er wurde von Anna Mertens, kna-Redakteurin in Rom, auch auf den deutschen Synodalen Weg angesprochen. »Ich versuche, dem Prozess zu folgen. Aber für mich ist es eine Sache, dem zu folgen, was v veröffentlicht wird, und eine andere, dem zu folgen, was wirklich vor sich geht. Es ist ein Prozess. Vielleicht hätte die Kommunikation im Allgemeinen besser sein können. Dies hätte zu einem besseren Verständnis der Geschehnisse in Deutschland beigetragen. Ich habe Vertrauen in die katholische Kirche in Deutschland und in die Bischöfe, dass sie wissen, was sie tun.«

Diese Einschätzung ist bemerkenswert. Denn es gab auch andere Stimmen aus »Rom«. Das Gespenst eines deutschen Sonderweges geht um und wird mit Behauptungen und Unterstellungen befeuert.

»Ich kann nicht sagen, warum es diese Kritik gab«, meint Grech. Und fährt fort: »Aber ich stimme nicht mit der Methode überein, die von den Kritikern verwendet wurde. Nicht in diesem Stil. Ich denke, eine brüderliche Korrektur und ein Dialog sind etwas sehr Positives. Warum aber eine öffentliche Denunziation? Das hilft nicht. Es polarisiert nur zusätzlich.«

Deutsche Themen werden auch anderswo diskutiert

Entgegen der Behauptung, dass die deutsche Kirche ihre Reformagenda anderen Teilkirchen aufzwingen will, liest man: »Ich habe den Eindruck, dass bestimmte Themen, die in Deutschland diskutiert werden, auch an anderen Orten diskutiert werden. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Wege, wie man diese Themen diskutieren kann.«

Grech nennt das Beispiel eines Diözesanbischofs, der ihm geschrieben habe, er können bestimmte Themen nicht innerhalb des Synodalen Prozesses diskutieren lassen, weil diese außerhalb seiner Kompetenz stünden: »Aber am Ende diskutierten die Leute trotzdem über genau diese Themen. Also fragte er mich, ob er diese Themen ignorieren oder in das Abschlussdokument aufnehmen sollte. Ich habe ihm gesagt, er solle dazu stehen, was er zu Beginn gesagt habe, ohne diese Themen zu ignorieren oder zu verwerfen.«

2020 ist nicht 1020: Die richtigen Antworten finden

Angesprochen auf die Resonanz in dieser Diözese, sagt Grech: »Fragen sind nicht nur wichtig, sondern notwendig. Was mich wirklich beunruhigt, ist, wenn es keine Fragen gibt. Fragen bedeuten, dass wir am Leben sind und uns weiterentwickeln.«

Mario Grech ist kein Hellseher. Was am Ende beim weltweiten Synodalen Prozess rauskommt ist ebenso ungewiss wie das, was am Ende des deutschen Synodalen Weges steht, sonst lägen die Ergebnisse ja längst, wie Kardinal Reinhard Marx einmal sagte, längst in der Schublade, und der ganze Prozess wäre eine Farce. Grech ruft in Erinnerung: »Das Hauptziel dieses Prozesses ist es, den Willen Gottes zu finden. Um seinen Willen besser zu verstehen. Und 2020 ist nicht 1020 und auch nicht 2000. Wir müssen Gott treu sein. Und gleichzeitig müssen wir die richtigen Antworten für die Menschen heute finden.«

Diese Bemerkungen von Mario Grech sind hilfreich – und ermutigend.

Ein echter Kultur- und Mentalitätswandel: Abwehrreflexe ablegen

Der Theologe und Politikwissenschaftler Frank Ronge, seit 2010 Bereichsleiter Glaube und Bildung bei der DBK und Leiter des Büros des Synodalen Weges, weist im letzten Beitrag des Heftes darauf hin: »Es braucht einen echten kirchlichen Kulturwandel, der mit einem Mentalitätswandel vor allem all derer beginnen muss, die Verantwortung tragen. Es braucht eine Kultur des Dialogs – und Orte dafür. Zu dieser Kultur gehören Ehrlichkeit und die Offenheit, zu hören und genau hinzusehen sowie Abwehrreflexe abzulegen, und vor allem Wahrhaftigkeit. Zur neuen Kultur gehört der Mut, auch Fehler zu machen, wie es Papst Franziskus mit der ›verbeulten Kirche‹ beschreibt.«

Dass die Kirche weltweit auf dem Weg ist, diesen Kultur- und Mentalitätswandel anzugehen, zeigen die verschiedenen Beiträge des Heftes von Rafael Luciani (Venezuela), Joan Chittister (USA), Birgit Weiler (Peru), Christina Kheng (Philippinen), Thomas Söding und Bischof Franz-Josef Bode (Deutschland), Daniel Kosch (Schweiz), Paule Zellitch (Frankreich), Bischof Czesław Kozon (Dänemark), Luis Manuel Romero Sánchez (Spanien), Mauro Castagnaro (Italien), Katarína Hulmanová (Slowakei), Nicola Brady (Irland), Rene Reid (USA), Bischof Didier Berthet und Jérôme Vignon (Frankreich), Carolina Bacher Martínez (Argentinien), Catalina Cerda-Planas und Pascale Larré (Chile), Mirna Abboud Mzawak (Libanon), Bischof Martin Boucar Tine (Senegal), Constansia Mumma-Martinon (Kenia), John Warhurst (Australien), Joe Grayland (Neuseeland) und Théo Péporté (Luxemburg).

Synodalität und Kirche sind Synonyme

Grechs Einschätzung gilt: »Schließlich ist Synodalität keine Agenda oder zusätzliche Arbeit. Sie liegt in unserer Natur als Kirche. Wir können nicht nicht synodal sein.«

2023-05-11T07:21:57+02:005. September 2022|
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