»Rückzug in eine Sonderwelt der Wirklichkeitsverweigerung«: So nannte Christiane Florin die Panne beim Synodalen Weg – den abgelehnten bzw. blockierten Grundlagentext über Sexualität (»Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik«) durch eine Sperrminorität der Bischöfe. Der Schock sitzt tief. Aber der Super-Gau ist ausgeblieben.
Denn nach dem Desaster am ersten Tag der Vierten Synodalversammlung verliefen andere Abstimmungen anders.
Und es ist viel, dass etliche Bischöfe ihre Enttäuschung, ihr Entsetzen und ihre Wut öffentlich artikuliert haben, weil sie instinktiv merkten: Hier haben Bischöfe, mit Berufung auf die »wahre, unveränderliche Lehre«, Menschen erneut im Stich gelassen. Bischöfe, die für jahrzehntelanges Verschleppen, Vertuschen oder Kleinreden stehen – so als hätte es den Tsunami des sexuellen Missbrauchs nicht gegeben.
Das Interview von Bischof Helmut Dieser (Aachen) im C&W (»Homosexualität ist gottgewollt«), etliche Stellungnahmen anderer Bischöfe machen Mut. Es geht weiter auf dem Synodalen Weg. Anders. Aber es geht weiter. Nicht aufgeben! Es braucht den langen Atem.
Wie umgehen mit Minderheitenmeinungen? Wie können Grundlagendebatten moderiert, breiter angelegt werden? Was passiert, wenn Minderheiten Mehrheiten blockieren, auch unter Bischöfen? Dass der Synodale Weg auf Dauer gestellt werden soll, auch wenn noch unklar ist, wie und in welcher Zusammensetzung, zeigt: Botschaft verstanden! Wenn Bischöfe diesem Votum wieder die Zustimmung verweigern sollten, setzen sie sich damit endgültig ins Aus.
Und noch einmal: Es ist ein Machtkampf – Sachverstand und Empathie versus Wirklichkeitsverweigerung und Diffamierung.