Der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, jahrzehntelang an der Seite von Kardinal Franz König (1905–2004), ist am 2. Mai 2023 im 92. Lebensjahr verstorben.
Nicht unerwartet: Als ich vor einer Woche, am 24. April 2023, am 30. Jahrestag meiner Priesterweihe durch den damaligen Weihbischof und heutigen Kardinal nach einer Messe im kleinen Kreis mit Christoph Schönborn OP zu Abend aß, läutete plötzlich zu ungewohnter Stunde die Pummerin, die größte Glocke des Stephansdoms und Österreichs. Uns schoß es beiden durch den Kopf: »Jetzt ist der Helmut gestorben.« Es dauerte noch gut eine Woche . . .
»Zitierst du mich?«
Mit »Im Sprung gehemmt«, Untertitel: »Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt« (1998), vielfach aufgelegt, und mit anderen Büchern machte Krätzl Mut für eine dienende Kirche der offenen Türen im Sinn des Zweiten Vatikanums.
Als ich ihn im Oktober 2022 in seiner Wohnung am Stephansplatz besuchte und ihm mein Buch »Aus dem Konzil geboren. Wie das II. Vatikanische Konzil der Kirche den Weg in die Zukunft weisen kann« (Tyrolia Verlag Innsbruck-Wien 2022) überreichte, fragte er sofort, wenn auch mit gebrochener Stimme, fast flüsternd: »Zitierst du mich?« »Über zehn Mal«, lautete meine Antwort, die ihn zufriedenstellte. Viel Kommunikation war – Krätzl saß bereits im Rollstuhl und wurde betreut – nicht möglich. Aber er war interessiert und neugierig, wie immer.
Ein Großer ist gegangen. Die Kirche Österreichs, und darüber hinaus, verdankt ihm viel! Während des Konzils wohnte er in Rom im Priesterkolleg »Anima« – wie Joseph Ratzinger, mit dem er es wegen seines Konzilsbuches zu tun bekam.
Zu seinem 80. Geburtstag, lang ist’s her, habe ich ihn gewürdigt: hier downloaden. – Die Würdigung von Otto Friedrich in der »Furche« hier: »Helmut Krätzl: Bischof für die Konzilsbewegten«.