Nein, wir haben nicht miteinander telefoniert. Nein, ich bin kein Prophet. Nein, ich weiß nicht, was an den Gerüchten und Spekulationen dran ist: Dass Franziskus seinen Rücktritt oder, wie auch zu lesen war, seine »Abdankung« plant.
Dass der Papst seit einigen Wochen im Rollstuhl sitzt, weil er sein schmerzendes Knie nicht belasten will, kann die ganze Welt sehen. Ob er eine OP vermeidet, weil ihm vor der Narkose graut – ich kenne dieses Gefühl –, weiß ich nicht.
Zwischen Fakt und Fake
Tatsache ist: Er hat neue Kardinäle ernannt, die am 27. August den Purpur überreicht bekommen. Tatsache ist: Am 29./30. August wird es ein Konsistorium geben, in dem Franziskus über seine Apostolische Konstitution »Praedicate Evangelium« sprechen will, die am Pfingstsonntag in Kraft trat. Alles hängt laut Süddeutscher Zeitung vom 7. Juni 2022 mit »drei Ks« zusammen: Knie, Konsistorium, Kurienreform.
Bestellt Franziskus also sein Feld? Ach, solche Gedanken sind dem ersten Jesuitenpapst der Geschichte vermutlich fern. Er tut seinen Job. Ich wünsche mir: Hoffentlich noch einige Zeit. Reisen stehen an: Kongo, Kanada, Südsudan und Kasachstan. Im Oktober 2033 findet die Weltbischofssynode zum Thema Synodalität statt.
Verträgt und erträgt die Kirche zwei Ehemalige?
Ob die Kirche zwei ehemalige Päpste verträgt? Und erträgt? Auch das wird sich zeigen, wenn es dazu kommt. Jorge Mario Bergoglio wird im Fall des Falles nicht in weißer Soutane auf seinen Tod warten, sondern sich zurückziehen. Er würde auch nicht ein emeritierter Papst, sondern ein ehemaliger Papst sein.
Aber ich weiß auch: Er wird weiterhin für Überraschungen sorgen. Berechenbar ist dieser Bischof von Rom gewiss nicht. Als er auf die 85 zuging, sagte er scherzhaft, er lebe noch, obwohl ihn manche lieber tot sähen. Als er im Sommer 2021 die Darm-OP hatte, ähnlich: »Ich lebe noch!« Einem spanischen Radiosender sagte er diese Woche: »Ich bin am Leben!«